Startet man ElectraX, so präsentiert sich die Oberfläche in schönen hellgrauen Farben. Doch das ist nur ein Viertel der Wahrheit, denn unter der Haube verbergen sich insgesamt 4 Synths, die sich als eine Einheit oder multi-timbral ansteuern lassen. Dabei hat jeder der Synths sein individuelles GUI Design. Synth 1. zeigt das Design mit hellem Grau, wobei die Synths 2-4. Designs eher im dunkel grauen bzw. schwarzen Bereich anzusiedeln sind, teils mit „leuchtenden“ Anzeigen.

Tone2 ElectraX

ElectraX-Synth 2

ElectraX-Synth 3

ElectraX-Synth2

Ob man die pseudo-3D Knöpfe mag oder nicht, sei jedem selbst überlassen. Für mich ist das Design vollkommen ok, da es übersichtlich und gut bedienbar ist. Und das ist doch die Hauptsache.

Werfen wir einen Blick auf die klanglichen Merkmale. Die im Folgenden beschriebenen Eigenschaften gelten immer für alle vier Synths – es ist also alles viermal vorhanden. Jeder der Synths besitzt 3 Oszillatoren (OSCs) die jeweils als Virtuell Analog, FM, Sample-Playback, Ultrasaw, Fractal oder Wavetable betrieben werden können. Dabei lassen sich sämtliche Parameter für jeden OSC einzeln anpassen. Selbst die Phase der einzelnen Wellenformen ist wählbar. Ein weiteres Highlight: das Sample-Playback, bei dem eine eigene Audiodatei also Ausgangsmaterial für den OSC geladen werden kann. Damit ist die Klangvielfalt nur durch die eigene Kreativität begrenzt. Jeder Synth liefert dabei 64-fache Polyphonie, so dass sich insgesamt 256 Stimmen erzeugen lassen. Die Filtersektion mit 2 Filtern lässt eine umfangreiche Nachbearbeitung des Klangs zu. Dies geschieht dank der 23 verschiedenen Filtertypen, wobei neben Standard Lowpass, Bandpass oder Highpass mit unterschiedlichen Ordnungen auch spezielle Filter wie Comb oder Ringmod zur Verfügung stehen. Die integrierte Effektsektion beinhaltet mit 18 Typen alle wichtigen Effekte. Diese können als Mastereffekt oder für alle 4 Synths als Insert-Effekt unabhängig ausgewählt werden. Zusätzlich gibt es noch einen Arpeggiator und eine Modulations-Matrix für jeden Synth, sowie drei LFOs, einen Step-LFO und die obligatorischen Hüllkurven. Also zusammenfassend alles was ein guter Synthesizer braucht.

Doch was macht den ElectraX jetzt so besonders? Die Antwort liegt auf der Hand: das Zusammenspiel aller Features und die daraus entstehenden klanglichen Möglichkeiten! So lassen sich beispielsweise die vier Synths gleichzeitig mit völlig anderen Parametern spielen. Oder es lassen sich die jeweiligen Arps so einstellen, so dass komplexe Klangrythmen entstehen. Oder ich denke nur an die Möglichkeiten besondere Synthesizer-Sounds zu erzeugen: dank der Vielzahl von unterschiedlichen Oszillatoren kein Problem. So kann man z.B. einen Piano-Sound als WAV-Datei in einen OSC laden und daraus surreale Synth-Sounds kreieren. Doch es gibt auch spezielle Features, die ElectraX aus der Masse herausheben. So lässt sich zum Beispiel der Klang jedes Synths von „linear“ über „analog“ bis hin zu „psychoakustisch“ einstellen. Bei letzterem wird dabei die Physik des Hörens im menschlichen Ohr berücksichtigt.

Dem ElectraX liegen über 550 Presets bei, die übersichtlich in verschiedene Kategorien gegliedert sind. Die Auswahl der Presets erfolgt dabei über Drop-Down Menus links oben in der GUI. Zusätzlich kann auch der vorherige und der nächste Patch mit einem Links/Rechts Pfeil angewählt werden. Die Qualität der mitgelieferten Patches ist im Durchschnitt sehr gut, wobei es natürlich auch hier einige (wenige) Schwächen gibt. Die vielseitigen Sounds lassen sich am besten mit einem Soundbeispiel (mit freundlicher Genehmigung von Tone2) zeigen. Die Beispiele reichen dabei von klassischen Trance-Sounds, über Vintage-Orgeln, karibischen Kalypso-Klängen, Synths aller Klassen bis hin zu einer semi-realen Flöte.

Soundbeispiele und Fazit