Die Bedienoberfläche

Schon beim ersten Blick fällt die sehr aufgeräumte Bedienoberfläche mit einer überschaubaren Anzahl von Bedienelementen in Verbindung mit einem sehr klaren und edlen Design auf. Der Hauptblickfang ist ein 3D Spektrum-Echtzeitdisplay, welches die erzeugten Klänge auch auf der Zeitachse optisch darstellt. Dies sieht optisch sehr schön aus, verbraucht aber auch ein wenig Rechenleistung, weshalb sich dieser grafische Effekt auch abschalten lässt. Sämtliche Parameter, die beim Abspielen eines Sounds moduliert werden, zeigen ihre Aktivität an, indem ein grauer Ring sich passend zur gerade laufenden Modulation um den jeweiligen Controller in Echtzeit bewegt. Dies ist zum Verständnis der meist vielfältig aktiven Modulationen eines Sounds sehr förderlich und hilft dabei, entsprechende Controller, die für jeweilige Klangmodulationen verantwortlich sind, sofort zu entdecken. Dadurch kann man diese viel leichter und schneller identifizieren und verändern als über die Suche in einer Modulationsmatrix.

Das gesamte grafische Konzept des Razors ist herrvoragend umgesetzt. Jeder Regler oder Parameter, den man anklickt und der ein Auswahlmenü erfordert, öffnet dieses in Form von übersichtlichen, klaren Piktogrammen in dem Spectral-View Fenster. Somit lassen sich sämtliche Einstellungen sehr schnell und übersichtlich vornehmen, da es keine grossen Umwege gibt und man nicht durch reine Textlisten scrollen muss. Egal was man ändern möchte, es erfordert meistens nur höchstens 2 Klicks.Dies verbessert den Workflow erheblich und man fragt sich nach einer kurzen Weile, warum es bei manch anderem Softsynth eigentlich so kompliziert sein muss.

Die Klangmodule Oszillatoren

Pro Oszillator hat man zwischen 14 verschiedenen Typen die Auswahl:

Pulse to Saw, Duo Saw, Pulse Width, Hoover, Sync Classic,Sync Dissonance, Primes, Number Pitchbend, Mixed Pitchbend, Sick Pitchbend, Octaves to Saw, Pitchbend Noise, Synced Noise und Formant.

An den Namen kann man schon erkennen, dass hier einige ungewöhnliche Module angeboten werden. Alleine schon durch nur das Auswechselns eines Oszillatortyps in einem Soundprogramm ergeben sich oftmals hochinteressante Klangveränderungen. Überhaupt kann man in Razor sehr leicht und schnell die Klänge stark verändern. Razor bietet ausserdem eine Amp-Envelope sowie zwei frei belegbare Envelopes, die alle in ein sogenanntes Echo-Modul geleitet werden können, welches wie ein Delay arbeitet. Jedoch hat dieses wieder aufgrund der besonderen Klangerzeugung mit den Teiltönen die Eigenschaft, dass es keine Flangingeffekte oder andere klanglich unangenehme Ergebnisse fabriziert. So kann man beispielsweise auch Basssounds mit klaren Echos versehen, ohne dass das Signal mit den dabei sonst üblichen Artefakten zu kämpfen hat. Hinzu kommen noch zwei LFOs, die simpel gehalten sind und sieben verschiedene Wellenformen sowie einen syncbaren „Speed“-Parameter anbieten. Eine „Sidechain“ genannte Funktion ermöglicht es, dass ein Modulator den anderen moduliert. Ein Beispiel für diese Anwendung wäre ein ADSR-Envelope, der geroutet auf LFO 2 bewirkt dass der LFO ein- und ausgefadet wird. Sämtliche LFOs und Envelopes sowie weitere übliche Parameter wie Aftertouch oder das Modulationsrad können hier ebenfalls aufeinander geroutet werden.

Sogar einen Vocoder bietet Razor an, der schon mit satten 31 Presets daher kommt. Aufgrund des besonderen Teilton-Klangerzeugungskonzepts des Synths war ich hier auf den Klang besonders gespannt und habe als Ausgangsmaterial mal einen Drumloop durch verschiedene Vocodereinstellungen laufen lassen. Die Ergebnisse sind im Soundbeispiel zu hören:

Vocoder

SB_1_Vocoder

Razor verfügt noch über einige weitere innovative Module, wie zum Beispiel die „Safe Bass“ Funktion. Vergleichbar mit einer Art Suboscillator lässt sich hier unabhängig von der Bearbeitung der Filter- und Oszillatoreinstellungen ein immer grundsätzlich vorhandener Bassanteil am Klang einstellen. Die Besonderheit ist, dass diese Modul hinter den Filtern sitzt, so dass man durch etwaige High- oder Bandpassfilter bearbeitete Klänge trotzdem mit einem ausreichenden Bassanteil versehen kann, der bei den sonst üblichen Suboszillatoren klassischer Synthesizer mit weggefiltert werden würde. Der „Spectral-Clip“ Parameter hilft bei der häufigen Problematik, dass die Resonanz des Filters bei hohen Werten und bestimmten Filtereinstellungen leicht übersteuern kann. Hier kommt dann diese Funktion zum Einsatz, mit der sich Übersteuerungen ähnlich wie mit einem Lowpass-Filter begrenzen lassen.