Der Note Sequencer ist das eigentliche musikalisch-technische Prachtstück des TDM 3, er regelt die Abspielparameter der einzelnen Parts und steuert nicht nur die Tonhöhe, sondern auch den Wechsel der Waves.
Für jeden Part stehen 16 Steps zur Verfügung, in denen zuerst einmal die abzuspielenden Waves erfaßt werden. Die Waves können aus dem partspezifischen Vorrat (das können also auch eigene Soundfonts sein) frei ausgewählt und kombiniert werden. Es ergibt sich ein erstes Muster:
Step1: Part Bass, Wave BA; Part Mid, Wave MA; Part High, Wave HA;Part Oneshots, Oneshot A
Step2: Part Bass, Wave BB; Part Mid, Wave MB; Part High, Wave HB; Part Oneshots, Oneshot B
und so weiter bis Step 16. In diesem einfachen Muster ist jede Wave eines jeden Parts einem Schritt im Sequencer 1:1 zugeordnet. Die entspricht in ungefähr dem Patchwechsel per MIDI-Befehl in einem Host, alle vier Takte wird eine andere (oder dasselbe) Wave geschaltet.
Im nächsten Schritt wird die Tonhöhe festgelegt, hier steht ein Umfang von 15 Halbtonschritten von A bis c zur Verfügung. Dies ergibt dann das nächste Muster:
Step 1 C
Step 2 F
Step 3 C
Step 4 B/H
Step 5 D#
und so weiter bis Step 16.
Werden diese beiden Möglichkeiten kombiniert, kann z.B. die Wave XPulsed in Step 2 mit der Tonhöhe F abgespielt werden und in Step 3 mit Tonhöhe C.
Ebenso kann aber auch dem Step 3 eine andere Waveform zugewiesen werden, so dass sich z.B. ergibt:
Step 2: Wave “XPulsed” in F
Step 3: Wave “Symphonic” in C
Step 4: Wave “Jungle” in G#
Analog dazu werden auch die anderen Parts behandelt; auch hier gilt natürlich wieder: und so weiter bis Step 16. Auch diese Kombinationsmöglichkeiten entsprechen noch denen, die ein Host bietet: bestimmte Patches werden in einer bestimmten Reihenfolge in bestimmten Tonhöhen abgespielt.
Das ist bis hierhin schon eine ziemlich interessante Funktionalität, würde aber recht schnell langweilig werden, da Waveform und Sequencerschritt direkt zugeordnet sind. Um mehr Leben in die Sache zu bringen, hat sich HG Fortune drei recht spezielle Funktionalitäten einfallen lassen:
Bei jedem Part kann ausgewählt werden, ob der nächste Sequencerschritt nach einem halben, einem, nach zwei Takten oder nicht passieren soll.
Es kann getriggert werden, nach wieviel Takten der nächste Wellenformwechsel abweichend von der Einstellung des Sequencers stattfinden soll.
Zu guter letzt kann über jeden Step noch zusätzlich eine Terz, Quarte, Quinte, Sexte oder Septime zusätzlich gespielt werden.
Damit sind die Kombinationsmöglichkeiten von Sequencerschritten, Waveweiterschaltungen und zusätzlichen Harmonien fast unendlich, da die Abfolgen von Tonhöhe, Wave, Harmonie extrem flexibel parametriert werden können.
Diese außergewöhnliche Flexibilität des Note Sequencers hat allerdings den Preis, dass ein Song nicht gerade mal eben schnell zusammengeklickt werden kann, sondern schon einige Überlegung verlangt; ein strukturiertes Vorgehen ist dringend anzuempfehlen.
Für die ersten Versuche ist es ein guter Ansatzpunkt, zuerst die Waveforms pro Step auszuwählen und dabei den Stepsequencer in der einfachsten Abfolge zu belassen: je eine Waveform pro Takt, alle Waveformen werden in gleichem Abstand weitergeschaltet. Wenn das passt, werden die taktabhängigen Weiterschaltungen und die Trigger eingetragen.
An dieser Stelle wird auch das Dilemma des TDM 3 sichtbar: er wird mit 127 Patches ausgeliefert, die einen sehr guten Eindruck von den erstaunlichen Möglichkeiten des TDM 3 vermitteln. Diese Patches kann man gut zum Probieren, Lernen und als Ausgangsbasis für eigene Experimente benutzen, zudem erleichtert HG Fortunes berühmte Lazy-Funktion das Basteln und trägt nicht unwesentlich zum Experimentierspaß bei. So können mit einigen Mausklicks ordentliche Ergebnisse erzielt werden. Um allerdings die Features voll ausnutzen zu können, ist es notwenig, sich intensiv mit dem Synthesizer zu beschäftigen. Die gut strukturierte GUI tarnt manche der technisch wirklich sehr komplizierten „Schmankerln“, und so sind in den ersten Versuchen Mißklänge durchaus möglich.
Der TDM 3 ist ein äußerst leistungsfähiger Syntheszier, der es allerdings verlangt, dass man sich zu ihm hinbemüht. Die aufgewendete Zeit ist im Gegenzug sehr gut investiert, und jede Mühe wird dem Anwender vielfach gelohnt.
Einsatzbereiche und Spielmodi