Curve ist „effect free“ – Reverb, Chorus oder Delay sucht man hier vergeblich, ganz zu schweigen von einem Arpeggiator oder Step Generator. Das ist mutig – zum Einen muss sich das ansonsten Effekt überflutete Ohr erst an das „trockene“ Signal gewöhnen und zum Anderen klotzen ja etliche Plug-ins, die sich im vergleichbaren Preissegment oder auch darunter bewegen, gerade mit den vorgenannten Features.

Also muss Curve mit anderen Qualitäten punkten. Welche sind das? Während der Testphase haben sich der bereits erwähnte Waveform-Editor, die Modulations-Matrix und das Preset Sharing bzw. der Browser heraus geschält. Auf diese 3 Bereiche möchte ich in Folge näher eingehen.

Waveform-Editor

Im Vordergrund steht da sicherlich der Waveform-Editor mit seinen 10 Wave-Slots, der über folgendes Werkzeug zur kreativen Gestaltung von Waves verfügt:

  • Rohmaterial, bestehend aus Sinus, Triangle, Saw, Pulse, Square, Flat
  • Spiegelung (Invert) vertikal / horizontal
  • Verschieben der Wave nach links / rechts, Anheben oder Absenken der Spitzenwerte
  • Lupe (4 Größen), Gitterlinien (3/4 – und 4/4-Takt, vertikal / horizontal)
  • Undo / Redo, Snapshot und Randomize

Curve Waveform Editor

Die Factory-Waves (Sinus, Triangle, Saw, Pulse, Square) sind allesamt sehr sauber programmiert, klingen jedoch keineswegs steril. Auch bleibt den Sounds in tiefen und hohen Lagen nicht die Luft weg. Noise – direkt über die Oszillatoren anwählbar – ist jedoch für meinen Geschmack etwas zu dünn, um dem Klanggeschehen eine entsprechende Note zu verleihen.

Für die Bearbeitung oder die Neuerstellung einer Wave können maximal 20 Punkte für Knoten (hard points) oder Kurven (soft points) verwendet werden. In Kombination mit den vorgenannten Werkzeugen (z.B. Spiegelung) ergibt sich da eine große Vielfalt an Möglichkeiten und Nuancen.

Speziell rhythmische Abfolgen sind durch die Gitterlinien und die Lupenfunktion leicht zu erstellen und bei Bedarf anzupassen. Für 80 bis 90% der Fälle genügen 20 hard und soft points sicherlich. Bei besonders komplexen melodischen Step-Sequenzen, vielleicht noch mit etwas Smooth-Effekt mit Hilfe der soft points, ist das Ende jedoch rasch erreicht. In der kommenden Version 1.3 ist aber geplant, das Kontingent auf 40 Punkte aufzustocken. Dass müsste dann wirklich reichen!

Von jeder beliebigen Wellenform lässt sich auch ein Snapshot erstellen und innerhalb eines Presets in einen anderen Slot kopieren. Was jedoch (derzeit) nicht geht – und das ist schade – ist, dass Wellenformen als Vorlage abgespeichert und bei Bedarf aufgerufen werden. Man könnte sich so seine eigene Wave-Datenbank für die verschiedenen Belegungen und Zwecke erstellen. Das wäre dem Workflow dienlich. Behelfen kann man sich derzeit lediglich damit, dass man bis zu jeweils 10 solcher Waves in einem Preset speichert und diese per Snapshot-Funktion in das aktuelle Preset implementiert.

Direkt in Zusammenhang mit den Wave-Slots steht die Belegung der 3 Haupt- und der 4 Low Frequency Oszillatoren mit einer oder meist mehreren Waves. In Verbindung mit den beiden Multimode-Filtern, die recht heftig zupacken können, und den 3 Hüllkurven, davon 2 über die Modulationsmatrix zuweisbar, ist das Grundgerüst für einen Sound komplett.

Leider lassen sich die Filter nicht separat den 3 Oszillatoren zuweisen. Auch lassen sich die Oszillatoren, Filter und LFOs nicht per einfachem Mausklick stumm schalten und umgekehrt. 2 der LFOs sind retriggered, 2 global. Bis auf Release sind alle anderen Phasen der Hüllkurven linear. Einige Features herkömmlicher Synthesizer wie etwa Glide (Portamento, Glissando), Legato oder Unison fehlen bei Curve – zumindest derzeit (siehe Updates weiter unten).

Umso mehr und gerade weil Curve über keinerlei Effekte verfügt, kommt dem Routing per Modulationsmatrix besondere Bedeutung zu.

Modulationsmatrix