Fazit

Schaut man sich VINTAGE genauer an, stellt man fest, dass enorm viel Erfahrung mit der Entwicklung von Software-Synthesizern in dieses VSTi eingeflossen ist. Orientiert an 80er-Jahre Schlachtschiffen großer Hardware-Synth-Hersteller gelingt es Tubeohm, für einen realistischen Preis von 70.- einen extrem flexiblen Synth zu präsentieren, der weit über das hinausgeht, was damals mit den Geräten möglich war. Die Komplexität des Synths führt zu einer Vielfalt von Soundgestaltungsmöglichkeiten. Durch die Möglichkeit, Samples als Partgrundlage zu nehmen und eigene Samples zu integrieren (oder Samplebanks zu kaufen-eine gibt es bereits bei http://www.edtaudio.com/ ) eröffnen sich zukünftig zahlreiche Möglichkeiten, mit VINTAGE neue Klangwelten zu erschließen.

Das Licht, welches VINTAGE im Dschungel wirft, ist zunächst vor allem ein Ambient-Licht.

Der Preis von VINTAGE ist deshalb realistisch, weil trotz der umfangreichen konzeptionellen Möglichkeiten des Synths die zwei Werks-Soundbanks, die sich im Lieferumfang befinden, ein recht einseitiges Bild von VINTAGE zeigen. Er erweist sich hier als mächtiger Flächen-und Pad-Spezialist, das einfache Layering durch Part-Zuschaltung / Abschaltung ermöglicht schnelle Eingriffe und Soundmodifikationen. In diesem Bereich glänzt er über alle Maßen, bei je nach Anzahl der zugeschalteten Parts, recht moderater CPU-Auslastung. Die Libraries bieten auch einige sehr schöne ARP-Sounds. Bass-Sounds sind in den Libraries kaum vorhanden. Auch „authentische“ Keyboard-Sounds sind in nicht zahlreich vertreten. Das Testen der Demo-Version sei hier angeraten, zum Hören der Werkssounds und um einen Blick auf die umfassenden Programmiermöglichkeiten zu werfen.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass noch viel mehr in VINTAGE steckt, als die Werksounds und auch die Werks-Samplelibrary erahnen lassen. Wenn werksseitig, bzw. durch eine wachsende Sound-Community hier noch nachgebessert wird, kann aus einem genialen Flächen-und Pad-Synthesizer in absehbarer Zeit ein mächtiges Werkzeug werden, welches auch in den Softsynth-Fuhrpark der User gehört, die nicht viel Zeit für Sound-Programmierung haben und nicht nur exzellente Flächen, Pads, bzw. Arp-Sounds brauchen.

Plus
– Architektur (VCO plus Samples)
– durchdachtes Konzept
– User können eigene Samples verwenden
– einfacher Zugriff auf komplexe Sounds durch Part-Architektur
– Vektorsteuerung (automatisierbar)
– Midi-Sound-Randomizer konfigurierbar
– sehr gute Flächensounds
– moderate CPU-Auslastung

 Minus
– Werkslibrary könnte vielseitiger sein
– Midi-Controller-Setup nicht als Template zu speichern